VON EINEM, DER AUSZOG, FOSSILIEN ZU SAMMELN (2/4)

Gewandelte Qualitätsansprüche an den Stein führten bald dazu, daß der Abbau eingestellt wurde. Heute ist nicht einmal mehr die Lage vieler alter Brüche feststellbar. Anfang der siebziger Jahre nun wurde im Zuge eines Straßenbauvorhabens ein neuer Bruch zur Schottergewinnung eröffnet - und wieder kamen Fossilien zutage! Wer selbst Fossilien sammelt, kann sich sicher vorstellen, was am Wochenende dort los war. Ganze Heerscharen von Sammlern fielen über das Material her und verarbeiteten es zu feinem Schotter. Ohne Fund ging niemand nach Hause: Ammoniten traten reichlich auf, Fische waren seltener, obwohl Tharsis dubius (fälschlicherweise als Leptolepis knorri bezeichnet) in ganzen oder zerfallenen Exemplaren relativ zahlreich vorkam, während Belonostomus oder Asidorhynchus usw. natürlich rar waren. Auch eine andere Spezialität der Daitinger Schichten wurde wieder gefunden: wunderschöne Pflanzen (Kieferngewächse und Araukarien-ähnliche). Aber abgesehen vom sensationellen Einzelfund eines Flugsauriers blieben, blieben die Reptilien früherer Tage aus.

Schule oder Fossilien?

In jenen Tagen, etwa 1973, verbrachte der sechszehnjährige Schüler Peter Ernst, angehender Fossiliensammler, zu Hause in Berlin - seine Ferien in der Gegend. Er wohnte in der Jugendherberge und bewegte sich mühsam, doch gesund mit einem geliehenen Fahrrad durch die Gegend, auf der Suche nach allem, was der Sammlung einverleibt werden konnte. Die Schule wurde immer unattraktiver, die Fossilien hingegen immer anziehender (Schulstreß!), und schließlich hängte der junge Mann erstere zugunsten der letzeren an den Nagel! Mit einem Eigenkapital von DM 200,- und zusätzlich gepumpten DM 400,- mietete sich Peter in einem Bauernhof in Daiting ein, mit dem festen Willen, vom Fossiliensuchen zu leben - wobei die besten Funde selbstverständlich der eigenen Sammlung einverleibt werden sollten. Das Ergebnis gleich vorab: Es funktionierte!

Fossiliensammeln im eigenen Bruch

Als der Bruch nicht mehr zur Schottergewinnung benötigt wurde, pachtete ihn Ernst und begann systematisch nach Fossilien zu graben, vorerst in kleinem Rahmen. Kunden für die Funde fanden sich genug. Händler und Sammler. Das Gewerbe wurde angemeldet (Fossiliengräber?), und vom Verkauf der nicht der eigenen Sammlung einverleibten Stücke - Spektakuläres war zunächst kaum darunter - konnte Peter Ernst tatsächlich leben. Ganz besonders hatte er es natürlich auf die sagenhaften Reptilienreste abgesehen. Doch alles, was ans Licht kam, war der Flugfinger einer Flugechse.

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